Kopf gegen die Wand und Gewalt-Kunst

Rudolf Scholten

„Derzeit steigen sie gerade wieder auf ihre Ringelspiel-Schaukelpferde … die Moralattackierer, die letztlich ein wenig peinlich wirken, wenn sie seit Jahrzehnten mit dem gleichen Kopf gegen die gleiche Wand rennen. … Sicher ist nur, dass eine Straftat nicht besser wird, nur weil sie ein Künstler begangen hat. Sicher ist aber auch, dass Kunst nicht schlechter wird, nur weil der Künstler ein Straftäter war. Sicher ist aber auf jeden Fall, dass sich jeder Betroffene oder Beteiligte, auch jeder Interessierte oder engagierte Zaungast, zu jedem Fall wahrnehmbar äußern darf, vielleicht sogar soll. Zugleich gilt in jeder zivilisierten Rechtsordnung, dass Richter unbefangen und unabhängig sein müssen und die Opfer selbst nicht über „ihre“ Täter urteilen dürfen. Daher bemühen sich einige, vom Einzelfall zum Phänomen zu kommen und das Generalthema „Kunst und Moral“ und „künstlerische Freiheit und Strafrecht“ als Paravent für ihre Analysen aufzustellen.“ [1]
– Rudolf Scholten, Stellvertretender Vorsitzender des MAK-Kuratoriums, Direktor der Kontrollbank, war von 1990 bis 1997 SPÖ-Kulturminister, betreffend Otto Mühl

In solch „aufgeklärter Atmosphäre“ schien ein Mann, der öffentlich jemand blutig ausgepeitscht hat, sich im Kot begattete, eine Gans enthauptete und eine Frau mit dem Halsstumpf penetrierte, geradezu prädestiniert, eine Kommune zu leiten, wo er als Hüter von Kindern fungierte. Dort herrschte er fast zwei Jahrzehnte unbeschränkt. Die Subventionen flossen, und Lob kam von den höchsten Stellen.

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Head Against the Wall and Violent Art

“The ‘moral-attackers’ look a bit ridiculous as they bang the same heads against the same wall decade after decade …. A crime us not less of a crime because it has been committed by an artist, and it follows that art is not less valid due to the fact that the artist is an offender… It is imperative that in a civilized legal system that the judges must be impartial and independent and that the victims should take it upon themselves to judge the perpetrator.“ [1]
– Dr. Rudolf Scholten, former Minister of Art, concerning Otto Mühl. Scholten is member of the Board of Directors of the Austrian Kontroll-Bank, the Board of Trustees of the Museum of Applied Arts and Executive Committee of the Bilderberg-Conference.

It stood to reason that a man who had publicly copulated while wallowing in excrement, who had decapitated a goose and used the neck to penetrate a woman and who had whipped a man bloody in the aula of the university was suited to be the guardian of children in a commune. There he reigned for almost two decades while the funding flowed in and praise came from the highest state offices.


[1] Rudolf Scholten, Profil, No. 11, 8, March 8, 2004, p. 147.